Angesichts weiter knapper Lagerbestände an Impfstoff befürchtet Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard, dass sich der Abschluss der Impfungen in der Gruppe der Menschen mit höchster Priorität verzögert. «Um die Versprechen, die gegeben worden sind, (…) einzuhalten, sind wir darauf angewiesen, dass schnell in großen Quantitäten geliefert wird», sagte die SPD-Politikerin. «Sonst wird es bis März, vielleicht bis Ostern dauern, bis die erste Priorität vollständig befriedigt ist.» Es reiche schon der Ausfall einer einzigen Lieferung, um alle Planungen obsolet zu machen.
Zeit mit Geruckelt steht bevor
Bund und Länder hatten beschlossen, Bewohnern und Beschäftigten der Pflegeeinrichtungen, dem medizinischen Personal der Kliniken und den über 80-Jährigen bis Mitte Februar ein Impfangebot zu machen. «Es steht uns mindestens bis Ende Februar noch eine Zeit bevor, in der wir noch Geruckel haben werden – mal abgesehen von technischen Schwierigkeiten mit irgendwelchen Internetplattformen oder der mit der Bundes-Telefonnummer 116 117», sagte Leonhard.
Hohes Anrufaufkommen
Verständnis zeigte sie für die Verärgerung von zu Hause lebenden Hochbetagten, die vergeblich versuchten, über den bundesweit einheitlichen Arztruf 116 117 einen Termin im Impfzentrum zu vereinbaren. Sie waren am Donnerstag auch noch einmal schriftlich aufgefordert worden, sich anzumelden. «Dass das Anrufaufkommen hoch sein würde, war vorher klar», sagte Leonhard. «Es war daher fest vereinbart, dass die Hotline in Sachen Verfügbarkeit und Servicequalität vorbereitet ist.»
Nachbesserungen vom Bund
Dies war aber offensichtlich nicht in ausreichendem Maße der Fall: Rundfunksender und Zeitungen berichteten von zahlreichen Beschwerden ihrer Über-80-jährigen Hörer und Leser, die bei der Impf-Hotline nicht durchkamen. Leonhard forderte Nachbesserungen vom Bund. «Als Länder haben wir uns darauf verlassen, damit Bürgerinnen und Bürger mit der 116 117 eine einheitliche Rufnummer nutzen und sich kein Hotline-Wirrwarr erschließen müssen.» Der Bund müsse die Kapazitäten weiter erhöhen. «Nötigenfalls müssen wir Alternativen entwickeln. Das wäre ärgerlich.»
Jeder kommt zu seiner Impfung
Doch auch bei genügend Telefonleitungen könne nicht jeder in Hamburg sofort einen Termin bekommen. «Bei über 114 000 Menschen über 80 Jahren und etwa 30 000 verfügbaren Impfdosen wird es dennoch noch etwas Zeit in Anspruch nehmen», sagte Leonhard und bat um Geduld: «Es kommt jeder zu seiner Impfung – aber am Anfang geht es Schritt für Schritt.»
Donnerstag Start der zweiten Impfdosen vergäbe
Eine Entspannung sei erst zu erwarten, wenn auch der zweite zugelassene Impfstoff des US-Hersteller Moderna in nennenswerter Menge geliefert werde. Die sei aber erst Ende Februar zu erwarten. Eine erste Lieferung von 1200 Dosen in dieser Woche sei zur Impfung des medizinischen Personals an die Asklepios Kliniken gegangen. Zunächst sollten die großen Kliniken, die über eigene Apotheken und das Know-how zum Umgang mit zwei verschiedenen Impfstoffen verfügen, mit dem Moderna-Vakzin beliefert werden.Drei Wochen nach dem Impfstart in den Hamburger Pflegeeinrichtungen wird am kommenden Sonntag damit begonnen, die zweiten Dosen zu verabreichen, die für einen vollständigen Schutz nötig sind. Wie schon zu Beginn sind die 445 Senioren des Hospitals zum Heiligen Geist in Poppenbüttel als erste dran.