Im Bezirk der Arbeitsagentur Lübeck, der die Hansestadt Lübeck und den Kreis Ostholstein umfasst, waren im Mai 2020 mehr Frauen und Männer von Arbeitslosigkeit betroffen als im Vormonat und im Vorjahr.
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflussen nach wie vor den Arbeitsmarkt: auslaufende Arbeitsverträge werden nicht verlängert, Einmündungen in Weiterbildungsmaßnahmen bleiben aus, Übernahmen nach der Ausbildung verschieben sich. Im Vergleich zum Vorjahr müssen starke Einbrüche verzeichnet werden, die Dynamik wird jedoch etwas langsamer. Im Vergleich zum Vormonat meldeten sich weniger Arbeitskräfte aus einer Erwerbstätigkeit arbeitslos und es wurden mehr Arbeitsstellen zur Besetzung angeboten. Die Daten werden zur Monatsmitte erhoben. Der Stichtag am 14. Mai lag noch vor den Lockerungen für das Hotel- und Gastgewerbe. Gerade während der Pandemie werden innerdeutsche Reiseziele und damit die Ostseeregion an Wichtigkeit gewinnen, sodass wir mit weiteren Saisoneinstellungen in den nächsten Wochen rechnen“, erklärt Markus Dusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.
„Die Kurzarbeit sichert zurzeit viele Jobs. So wird nicht nur Arbeitslosigkeit vermieden, sondern Arbeitsplätze erhalten. Unternehmen können flexibel und schnell den Betrieb wiederaufzunehmen ohne aufwendig nach neuem Fachpersonal suchen zu müssen. Vom 01. März bis 27. Mai sind im Agenturbezirk Lübeck 4.775 Anzeigen zur Kurzarbeit für 48.528 Beschäftigte eingegangen. Damit greifen rund 40 Prozent der Betriebe, die mindestens eine oder einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben, auf dieses Instrument zurück. Wie stark die angezeigte Kurzarbeit tatsächlich genutzt wird, zeigt sich erst später in den Arbeitszeitabrechnungen. Dann steht fest, ob wirklich alle Beschäftigten im Unternehmen verkürzt gearbeitet haben oder nur ein Teil, weil sich zum Beispiel zwischenzeitlich Aufträge ergeben haben oder Vorsorgemaßnahmen gelockert wurden. Die Auszahlung der monatlich eingehenden Abrechnungen der Betriebe wird noch längere Zeit einen großen Teil unseres Personals binden“, ergänzt Dusch.
„Ich kann nur jedem Unternehmen raten, jetzt nicht voreilig auf potenzielle Fachkräfte zu verzichten und weiter auszubilden. Denn unabhängig von der Corona-Pandemie bleibt in der Region ein Problem bestehen: Der Fachkräftemangel in bestimmten Branchen, der sich durch die demografische Entwicklung weiter verschärft. An der Gesamtanzahl der verfügbaren jungen Menschen, die nach der Schule eine Ausbildung beginnen möchten, hat sich durch die Krise nichts geändert. Die Tendenz ist weiter fallend. Unternehmen, die zu lange warten, entgehen möglicherweise die passenden Ausbildungsbewerbungen“, weist Dusch hin. Jugendlichen rät er: „Zögern Sie nicht, sich für eine Ausbildung im Herbst zu bewerben. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater stehen telefonisch für Gespräche gerne zur Verfügung. Sie helfen Ihnen dabei herauszufinden, welche Berufe zu Ihren Stärken und Talenten passen. Sie unterstützen Sie auch bei der Suche nach Ausbildungsstellen und zeigen bei Bedarf Alternativen auf. Melden Sie sich unter der regionalen Hotline 0451 588-501.“
Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Lübeck und Ostholstein
Insgesamt waren in Lübeck und Ostholstein 16.256 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 716 (4,6 Prozent) mehr als im Vormonat und 2.942 (22,1 Prozent) mehr als im Vorjahresmonat. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Mai 2015. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen stieg um 0,3 Prozentpunkte zum Vormonat und 1,3 Prozentpunkte zum Vorjahr auf 7,3 Prozent.
Stellenangebote
Im Mai 2020 wurden 498 Stellen neu zur Besetzung angeboten, 131 oder 35,7 Prozent mehr als im Vormonat und 385 oder 43,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei 3.828 Stellen wurden noch Arbeitskräfte gesucht, 147 oder 3,7 Prozent weniger als im Vormonat und 527 oder 12,1 Prozent weniger als im Mai 2019. Einstiegschancen für Arbeitsuchende bieten sich im Gesundheits- und Sozialwesen, Gastgewerbe, Handel, verarbeitenden Gewerbe, Baugewerbe oder der Arbeitnehmerüberlassung.
Unterbeschäftigung
Neben dem gesetzlich definierten Kreis der Arbeitslosen gibt es weitere Menschen, die ohne Beschäftigung sind. Sie werden unter dem Begriff der Unterbeschäftigung erfasst und monatlich veröffentlicht, um den Arbeitsmarkt transparent zu machen. Die Unterbeschäftigung stellt damit das gesamte Defizit an regulärer Beschäftigung dar. Hier werden neben den Arbeitslosen beispielsweise Personen in Qualifizierungsmaßnahmen oder Arbeitsgelegenheiten, Krankgeschriebene, geförderte Existenzgründer oder Arbeitsuchende mit Vorruhestandsregelungen ausgewiesen. Insgesamt 21.031 Personen befanden sich im Mai 2020 in Unterbeschäftigung. Die Zahl der Unterbeschäftigten ist in den letzten zwölf Monaten um 1.935 Personen oder 10,1 Prozent gestiegen. Die Zunahme fällt etwas schwächer aus als bei der Arbeitslosigkeit, weil zwar die Zahl der Arbeitslosen ansteigt, aber auf der anderen Seite die Zahl der Personen in entlastenden Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik sinkt. Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie konnten Förderungen nur noch bedingt begonnen werden.
Arbeitsmarkt Regional
Im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit in allen Regionen des Agenturbezirkes an.
In der Hansestadt Lübeck waren Ende Mai 2020 10.078 Arbeitslose gemeldet, 493 (5,1 Prozent) mehr als vor einem Monat und 1.584 (18,6 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte zum Vormonat und 1,4 Prozentpunkte zum Vorjahr auf 8,7 Prozent an. Unter den kreisfreien Städten verzeichnet die Hansestadt die niedrigste Quote.
3.230 Arbeitslose und damit 233 (7,8 Prozent) mehr als im Vormonat und 862 (36,4 Prozent) mehr als im Vorjahr waren dem Rechtskreis des SGB III (Betreuung durch die Arbeitsagentur) zuzuordnen. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Mai 2006.
Beim Jobcenter Lübeck (Rechtskreis SGB II) waren Ende Mai 2020 6.848 Arbeitnehmende arbeitslos gemeldet, das waren 260 (3,9 Prozent) mehr als im April 2020 und 722 (11,8 Prozent) mehr als im Mai 2019. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Mai 2017.
Die Kurzarbeit sichert zurzeit viele Jobs. Vom 01. März bis 27. Mai sind in der Hansestadt Lübeck 2.256 Anzeigen zur Kurzarbeit für 25.491 Beschäftigte eingegangen. Damit greifen rund 41 Prozent der Betriebe, die mindestens eine oder einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben, auf dieses Instrument zurück.
Im Kreis Ostholstein waren Ende Mai 2020 6.178 Arbeitslose gemeldet, ein Anstieg von 223 oder 3,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr waren 1.358 (28,2 Prozent) Arbeitnehmende mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Prozentpunkte zum Vormonat auf 5,8 Prozent an (Vorjahr 4,5 Prozent).
2.798 Arbeitslose wurden bei den Arbeitsagenturen in Ostholstein im Rechtskreis des SGB III betreut, 57 (2,1 Prozent) mehr als im April 2020 und 1.165 (71,3 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Mai 2006.
Beim Jobcenter Ostholstein (Rechtskreis SGB II) waren 3.380 Arbeitslose gemeldet, das waren 166 (5,2 Prozent) mehr als im Vormonat und 193 (6,1 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Einen vergleichbaren Bestand an Arbeitslosen gab es zuletzt im Mai 2017.
Die Kurzarbeit sichert zurzeit viele Jobs. Vom 01. März bis 27. Mai sind im Kreis Ostholstein 2.519 Anzeigen zur Kurzarbeit für 23.037 Beschäftigte eingegangen. Damit greifen rund 40 Prozent der Betriebe, die mindestens eine oder einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben, auf dieses Instrument zurück.
Im Südbezirk (Geschäftsstelle Hauptagentur Lübeck und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Mai 2020 11.445 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 556 (5,1 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 1.848 (19,3 Prozent) gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Arbeitslosenquote betrug 7,9 Prozent (Vorjahr 6,6 Prozent). Es meldeten sich 1.815 Personen arbeitslos, 469 oder 20,5 Prozent weniger als im Vorjahr. 1.246 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beendeten, 1.042 oder 45,5 Prozent weniger als im Vorjahr. 335 neue Stellen wurden im Laufe des Monats angeboten, 94 oder 39,0 Prozent mehr als im Vormonat und 354 oder 51,4 Prozent weniger als im Mai 2019.
Im Mittelbezirk (Geschäftsstelle Eutin und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Mai 2020 2.775 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 111 (4,2 Prozent) gegenüber dem Vormonat und um 441 (18,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Arbeitslosenquote betrug 6,1 Prozent (Vorjahr 5,1 Prozent). Es meldeten sich 431 Personen arbeitslos, 101 oder 19,0 Prozent weniger als im Vorjahr. 329 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendeten, 223 oder 40,4 Prozent weniger als im Vorjahr. 93 neue Stellen wurden im Laufe des Monats angeboten, 27 oder 40,9 Prozent mehr als im Vormonat und 32 oder 25,6 Prozent weniger als im Mai 2019.
Im Nordbezirk (Geschäftsstelle Oldenburg und Umgebung) der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Mai 2020 2.036 Arbeitslose gemeldet. Ihre Zahl stieg um 49 oder 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 653 oder 47,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Die Arbeitslosenquote betrug 6,4 Prozent (Vorjahr 4,4 Prozent). Dabei meldeten sich 336 Personen arbeitslos, 31 oder 8,4 Prozent weniger als im Vorjahr. 282 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendeten, 266 oder 48,5 Prozent weniger als im Vorjahr. 70 Stellen wurden im Laufe des Monats neu zur Besetzung angeboten, 10 oder 16,7 Prozent mehr als im Vormonat und 1 oder 1,4 Prozent mehr als im Mai 2019.
Ausbildungsmarkt
Seit Beginn des Beratungsjahres im Oktober 2019 nahmen 2.042 Bewerber*innen die Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit Lübeck in Anspruch. Das waren 238 weniger als im letzten Jahr. 1.050 (+96) Jugendliche suchten aktuell noch eine Stelle.
Von den Betrieben wurden 3.194 Ausbildungsstellen angeboten. Das waren 264 Stellen weniger als im Vorjahr. Ein vergleichbares Angebot gab es zuletzt im Mai 2017. 1.908 (+143) Stellen sind noch zu besetzten. Rechnerisch kamen damit 1,82 noch offene Stellen auf eine/einen unversorgten Bewerber*in. Im Vorjahr waren es 1,85 Stellen pro Bewerber*in.
Insbesondere Unternehmen in sogenannten systemrelevanten Branchen, aber auch viele andere Branchen sind mit Blick auf die Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit und künftige Fachkräftebedarfe weiter auf der Suche nach Auszubildenden. Gesucht werden zum Beispiel Elektroniker*innen, Fachkräfte Lagerlogistik, Handelsfachwirte*innen, Hörakustiker*innen, Pflegefachkräfte oder Verkäufer*innen. Gerne unterstützt die Berufsberatung bei der Berufswahl und der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle. Gespräche mit der Berufsberatung können telefonisch unter der Hotline 0451 588-501 oder per E-Mail luebeck.berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbart werden.