Am Samstag inszenierten Aktivisten der Sammelbewegung BELTRETTER einen spektakulären Kostüm-Auftritt auf der Fehmarnsundbrücke. Ihr Ziel: auf die Bedrohung des Ökosystems Ostsee durch den geplanten Bau des Ostsee-Tunnels aufmerksam zu machen.
Als Meerestiere verkleidet stellten sie sich als „Anhalter“ an die Straße, um mitgenommen zu werden und vor der drohenden Großbaustelle zu fliehen. Unter den Meerestier-Verkleidungen: die vom Aussterben bedrohten Schweinswale, aber auch Heringe und Seesterne. In den Flossen von Hering & Co.: Anhalter-Plakate mit Botschaften wie „Wir sind auf der Flucht“.
Hintergrund: Erst kürzlich hat der NABU seltene, mehrere Quadratkilometer große Riffe im Fehmarnbelt nachgewiesen. Sie sind die Heimat unzähliger Fischarten. Der Belt ist zudem das wichtigste deutsche Aufzuchtsgebiet der seltenen Schweinswale. Dennoch ist dort der Bau eines gigantischen Absenktunnels geplant, für den der Meeresboden über 18 Kilometer Länge, 200 Meter breit und 16 Meter tief ausgehoben wer-den müsste. Die Bauarbeiten würden dem gesamten Ökosystem Ostsee enormen Schaden zufügen. Die Schweinswale würden vertrieben und die Sedimentsaufwirbelungen würden wichtige Nahrungsquellen vieler Meerestiere verschlammen und die Ostsee auf einer Länge von über 300 Kilometern stark eintrüben.
Die Kostüm-Aktion mit 16 Meerestieren, die symbolisch für das Ökosystem Ostsee stehen, wurde von den BELTRETTERN bewusst an einem Samstag initiiert, da an dem Tag gewöhnlich der Bettenwechsel für die Feriengäste stattfindet. Damit sollten viele an- und abreisende Touristen mit der bildstarken Botschaft auf direktem Wege erreicht werden. So standen auf den Schildern Sätze wie „Ostsee-Tunnel-Bau bedroht unsere Heimat“, „Wir sind auf der Flucht“ und „Wir suchen ein neues Zuhause“.

„Der Ostsee-Tunnel würde dem gesamten Ökosystem Ostsee brutalen Schaden zufügen und die Tiervielfalt würde verschwinden. Darauf werden wir immer und immer wieder aufmerksam machen“, so Karin Neumann, Sprecherin der BELTRETTER. „Dazu kommt, dass das Mega-Bauprojekt enorme Schwachstellen in der Kosten-Nutzen-Analyse aufweist, wie auch kürzlich der Europäische Rechnungshof bemängelte. Trotzdem hat das dänische Verkehrsministerium angekündigt, im kommenden Januar mit den Bauarbeiten beginnen zu wollen. Und das, obwohl gegen den Bau des Tunnels aktuell mehrere Klagen von insgesamt sieben Klägern beim Bundesverwaltungsgericht vorliegen, die im September verhandelt werden sollen“, erklärt Neumann.

Auch Malte Siegert vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) warnt: „Die Baggerei im Belt würde die sensiblen, artenreichen Riffe und Sandbänke im Bereich der gewaltigen Tunneltrasse zerstören und die Ostsee langfristig erheblich eintrüben. Mit negativen Folgen für Schweinswale, Dorsch, Hering und andere Meeresbewohner.“ Deshalb müssen die Planungen für den Ostsee-Tunnel-Bau im Trassenverlauf jetzt auch nachgebessert werden, das bestätigte kürzlich erst das Kieler Verkehrsministerium. „Damit geben wir uns aber nicht zufrieden. Das wahnsinnige Bauvorhaben muss gestoppt werden. Es gibt Fähren und andere Verkehrswege nach Dänemark, wozu dann noch der Tunnel, dessen Auslastung mehr als fragwürdig ist“, macht Karin Neumann die Position der BELTRETTER deutlich.
Dieser Artikel ist eine Pressemitteilung der BELTRETTER