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DM auf Fehmarn – eine gute Entscheidung? Teil 1

Olderog in Burg auf Fehmarn / Foto: Olderog
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In diesem Beitrag: „Seelenlose Einkaufsstraße“ – viele Negativbeispiele ganz in der Nähe Wir sind nicht gegen einen DM-Markt. Wir sind für einen anderen Standort. Martin Stolz: „Es lagen Angebote auf dem Tisch“ Keine konkrete Antwort auf Presseanfrage Gleiche Regeln für alle? “Für einen attraktiven Ortseingang“ - mehr auch nicht Eine erste Entscheidung wird erst am 29.10.2020 fallen Ein gravierender Schritt in die falsche Richtung
Fehmarn. Urige Läden, Einzelhandel, individuelle Angebote und ein notwendiger Nahversorger. – Die Burger Innenstadt ist überschaubar und das macht ihren Reiz aus. Bummeln an den Schaufenstern entlang oder lecker essen, sich auf dem Markt tummeln und die Sonne genießen.

Die meisten der kleinen Geschäfte in Burg auf Fehmarn sind Individualisten, Einzelkämpfer, welche gerade in der Urlaubssaison auf die Laufkundschaft in der Stadt angewiesen sind. Sie profitieren von der Vielfalt der Geschäfte, die sich an der Breiten Straße entlang angesiedelt haben. Das richtige Zusammenspiel und Gleichgewicht ist für eine funktionierende und attraktive Innenstadt entscheidend.

„Seelenlose Einkaufsstraße“ – viele Negativbeispiele ganz in der Nähe

Dass die Stadtentwicklung ein sensibles und mit Bedacht anzugehendes Thema ist, sieht man an Städten in der näheren Umgebung. „Ein Beispiel ist die Oldenburger Innenstadt, mittlerweile eine seelenlose Einkaufsstraße, welcher durch frühere Falschentscheidungen der Stadtvertreter jegliche Strahlkraft genommen wurde.“ so Hermann Olderog, Inhaber des gleichnamigen Modehauses, im Interview mit der OH-Presse.

Wir sind nicht gegen einen DM-Markt. Wir sind für einen anderen Standort.

Wenn man die Kaufleute in der Innenstadt fragt, ist der allgemeine Tenor zur Ansiedlung eines DM durchaus positiv. Ein DM-Markt erweitert mit seinem Sortiment das Angebot für den Verbraucher. Lediglich der Standort steht in der Kritik.

Olderog ist eine feste Größe in Burg. / FOTO: Olderog

„Unsere Bedenken richten sich somit nicht gegen einen DM-Markt als solchen, sondern auf den geplanten Standort im Gewerbegebiet. Einen Neubau auf einer der alternativen innerstädtischen Flächen würde ich wiederum sehr begrüßen“, erklärt Hermann Olderog im Interview weiter und gibt damit ein stellvertretendes Meinungsbild für viele Unternehmen in der Innenstadt ab.

Fehmarn kann sich glücklich schätzen, im Sommerhalbjahr viele Touristen zu beherbergen, die gerne in unserer attraktiven Altstadt einkaufen. Eine volle Innenstadt in den Hochzeiten der Saison darf dabei jedoch keineswegs als ‚Selbstläufer‘ betrachtet werden.“

Martin Stolz: „Es lagen Angebote auf dem Tisch“

Im Telefongespräch mit der OH-Presse erklärt Martin Stolz, Geschäftsführer der STOLZ Kaufhäuser: „Wir haben DM einige Flächen in der Innenstadt angeboten. Wir waren sogar bereit, unser Sortiment zu verkleinern und DM einen Platz in unserem Haus anzubieten. Auf unser Angebot haben wir jedoch nie eine Antwort bekommen“.

Das Kaufhaus STOLZ ist auf Burg nicht wegzudenken. / FOTO: DENNIS ANGENENDT (Archiv)

Keine konkrete Antwort auf Presseanfrage

Auch auf die Presseanfrage der OSTHOLSTEIN PRESSE antwortet DM nur allgemein. „Wir bei dm-drogerie markt sind stets auf der Suche nach geeigneten Objekten, die unseren Ansprüchen an ein familienfreundliches Einkaufserlebnis gerecht werden und unsere dm-Märkte im Norden Deutschlands optimal ergänzen. Bezüglich des Standortes auf Fehmarn befinden wir uns nach wie vor in Gesprächen, weshalb wir hier momentan keine konkrete Auskunft geben können“, lautet die Antwort auf unsere 9 Fragen an das Team der Öffentlichkeitsarbeit von DM.

Gleiche Regeln für alle?

Das Wohl des Kunden steht für ihn im Vordergrund, erklärt Martin Stolz im Interview mit der OH-PRESSE am Telefon, gibt aber auch zu bedenken, dass möglicherweise eine Kettenreaktion in Gang gesetzt wird. „Wir haben eine wunderschön funktionierende Innenstadt, hier sind Unternehmen, die gibt es seit 100 oder 150 Jahren“ so Stolz weiter. „Vor einigen Jahren wollten wir auch „raus auf die grüne Wiese“, dort ein Geschäft für Tierfutter eröffnen. Das wurde untersagt, da dieser Laden laut Stadt eine Innenstadt-Relevanz gehabt hätte. Wenn sich das jetzt geändert hat, werden sicherlich andere Unternehmen nachziehen und sich ebenfalls außerhalb ansiedeln.“

“Für einen attraktiven Ortseingang“ – mehr auch nicht

Verschiedene Werbeanzeigen und Postwurfsendungen vermittelten in letzter Zeit den Eindruck, als wäre der DM-Standort außerhalb von Burg bereits beschlossene Sache. Die Broschüre im DIN A4 Format bewirbt den Neu- und Umbau mit „frischem Schwung“ und „einem attraktiven Ortseingang“ – Mehr ist es jedoch auch nicht.

Die Innenstadt, in welcher laut verschiedener Gutachten einige Geschäfte wohl mit bis zu 50% Umsatzeinbußen rechnen müssen, wird in dem Werbeflyer nicht berücksichtigt. „Hier soll einfach suggeriert werden, dass schon alles entschieden ist. Das ist aber gar nicht der Fall“, so ein Einzelhändler aus der Burger Innenstadt gegenüber der OH-Presse.

Eine erste Entscheidung wird erst am 29.10.2020 fallen

Ob und wo der Neu- und Umbau stattfindet, wird in einer ersten Abstimmung erst am 29.10.2020 im Bau- und Umweltausschuss ermittelt. Danach folgen der Auslegungsbeschluss, die Auslegung mit Frist von einem Monat, eine Stellungnahme der öffentlichen Träger und anschließend der Planbeschluss. – Noch ist also keine Standortentscheidung gefallen.

Ein gravierender Schritt in die falsche Richtung

„Die Entscheidung, einen DM-Markt im Gewerbegebiet anzusiedeln, ist für die Burger Altstadt sehr gravierend und wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Bauausschuss und Stadtvertretung haben es jetzt noch in der Hand, diese negative Entwicklung für die Burger Altstadt abzuwehren“, so Hermann Olderog.

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