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„Tiere in Not“ deckt massive Missstände bei Tierhaltung auf Fehmarn auf.

Die Zustände auf dem Gelände sind erschreckend. / FOTO: Perchta Krause/Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V.
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Fehmarn. Die Tierhilfe aus Heiligenhafen hat in einem Facebook-Post und in einem Video aufgezeigt, was für eine so kleine und dörfliche Region wie Petersdorf auf Fehmarn schier unglaublich scheint.

Anfang letzter Woche beginnen die Recherchen der OSTHOLSTEIN PRESSE zu dem Thema. Durch einen Hinweis werden wir auf die Situation in Petersdorf auf Fehmarn aufmerksam gemacht. Die durch den Hinweisgeber dargestellten Zustände vor Ort werden uns durch Bilder belegt.

Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V.  wird nach Hinweis aktiv

Ebenfalls Anfang der Woche nimmt auch die Arbeit der Tierhilfe Heiligenhafen fahrt auf. Durch einen Tipp werden sie alarmiert und machen sich vor Ort ein Bild von der Situation. Schnell wird klar: Hier muss sofort gehandelt werden. Sie informieren das Veterinäramt und das Ordnungsamt der Stadt Fehmarn über die Zustände auf dem Gelände.

Foto: Perchta Krause/Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V.

Viel Müll und tote Tiere

Dutzende Tiere sind in offensichtlich zu kleinen Behältnissen eingesperrt, im Video ist zu sehen, dass auf dem Gelände tote, teils mumifizierte, teils skelettierte Kadaver herumliegen. Auch Ratten werden von den Mitarbeitern der Tierhilfe zu Hauf entdeckt. „In den Bretterbuden bzw. provisorischen Käfigen, vegetierten eingesperrte Hennen auf Küken, Hähne und Junghühner. Diese Tiere leben ohne Wasser, ohne Fressen, keine Einstreu o.ä. und z.T. ohne Tageslicht.“ Beschreibt die Tierhilfe die Zustände in einem Facebook-Post.

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„Die freilaufenden Tiere, z.B. Laufenten, Warzenenten, Hybridenten und Hühner, bekamen kein artgerechtes Futter. Vielmehr lagen auf dem Grundstück ganze Nutella- und Honiggläser, Joghurtbecher, in Plastik verschweißte Salatboxen, Orangen, Zwiebelnetze, Spargel und Champignonschalen verstreut“, heißt es in dem Beitrag weiter.

Zahlreiche Ratten sind auf dem Gelände unterwegs. / Foto: Perchta Krause/Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V.

Fatale Zustände auf dem Gelände

Die vielen Bilder und Videos geben ein ganz gutes Bild von den fatalen Zuständen auf dem Gelände wieder. Der OH-PRESSE liegen insgesamt 44 Bild- und Videodateien vor, welche einen umfassenden Überblick der Situation wiedergeben.

Zu einem Gespräch vor der Kamera war der Pächter nicht bereit. Auch Foto- und Filmaufnahmen durften auf dem Gelände nicht gemacht werden. / FOTO (von außerhalb): DENNIS ANGENENDT

Pächter kann die Aufregung nur bedingt nachvollziehen

Im Gespräch mit der OH-PRESSE kann der Pächter die Aufregung nur bedingt nachvollziehen. Gleich zu Beginn der Unterhaltung räumt er ein, dass die Umstände auf dem Gelände für die Tiere nicht gut waren. „Hier lag viel Müll rum, das streite ich gar nicht ab. Ich war einige Tage nicht vor Ort und so wurden hier die aussortierten Mülltüten mit den Bechern und Gläsern durch die Tiere aufgerissen und verteilt. Dann sah das hier natürlich sehr wild aus“, erklärt er die Situation vor Ort. „Ich bekomme häufig von Discountern alte Ware, die sortiere ich dann hier. Die Verpackungsreste werden hier erst zwischengelagert, dieses Mal lagen die Säcke wohl zu lange hier“.

„Mit den Tieren ist alles in Ordnung“

Auf den Besuch vom Veterinäramt und der Tierärztin angesprochen stellt er klar: „Mit den Tieren hier ist alles in Ordnung, da wurde nicht festgestellt. Es gab nur die Auflage hier aufzuräumen, das wird kommende Woche auch nochmal kontrolliert.“ Die skelettierten und toten Tiere erklärt er durch die Schlachtungen die er hier manchmal durchführt. „Ich habe dort hinten einen Dung-Haufen, wo auch die Überreste der geschlachteten Tiere hinkommen. Diese müssen durch andere Tiere auseinandergezogen worden sein.“

Fehlende Gesprächsbereitschaft wird bemängelt

„Mit mir hat außer Ihnen keiner vernünftig gesprochen“, bemängelt der Pächter die aktuelle Situation. „Natürlich ist mir das Video auf Facebook bekannt, aber man hätte auch im Vorfeld an mich herantreten können“, sagt er im Interview weiter. „Im Gegenteil, die sind hier bei mir eingebrochen und haben mir Tiere geklaut, die vollkommen in Ordnung waren.“

Foto: Perchta Krause/Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V.

Hat niemand etwas bemerkt?

„Dieser Zustand existiert nicht erst seit gestern. Niemand hat etwas gesehen? Der Gestank ist nicht aufgefallen? Wer soll das glauben??“ fragt die Tierhilfe abschließend in ihrem Facebook-Post. „Dieses Grundstück liegt NICHT versteckt in der Pampa. Ein Wanderweg führt direkt am Tor dieses Geländes vorbei und ist sehr gut einsehbar!!“

Auch Perchta Krause von Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V. zeigt sich im Gespräch mit der OH-PRESSE noch immer entsetzt. „Das ist ja nicht erst seit gestern so, das muss ja auch anderen aufgefallen sein.“ Erzählt Sie am Telefon. Sie habe vor Ort mit einer Joggerin gesprochen, welche dort regelmäßig unterwegs sei. Auch sie kennt die Umstände auf dem Grundstück. „Das wird anscheinend toleriert“, stellt Perchta Krause fest.

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=2581873922051373&id=1699078360330938

Fotos: Perchta Krause/Tiere in Not Heiligenhafen / Fehmarn e.V.

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