Auch im Inselwesten, in Orth, ist die Lage angespannt. Wir haben von der Situation über Himmelfahrt und Pfingsten berichtet, wo aufgrund der Wetter- und Windlage hunderte Surfer, Kiter und Tagesgäste den kleinen Ort überrannt haben.
Lösungen statt Verbote sind gefragt
Natürlich freut sich die Insel über (Tages-) Gäste, keine Frage. Und natürlich müssen diese auch irgendwo parken. Restriktive Aktionen wie temporäre Parkverbote funktionieren nicht und sind nur schwer durchzusetzen, das war an den angesprochenen Wochenenden zu sehen. Vielmehr müssen konstruktive Lösungen her.
Und diese Lösungen gibt es für Orth bereits seit 1995. Denn damals wurde schon erkannt: Es muss ein großer Parkplatz nach Orth, um dem wachsenden Tourismus Herr zu werden. Es wurde diskutiert, geplant und beschlossen. Passiert ist seitdem nichts.
B-Plan liegt seit Jahren, ja seit Jahrzehnten fertig in der Schublade

Im sogenannten B-Plan, dem Bebauungsplan, ist für Orth auf Fehmarn folgendes geregelt: Der Hafenbereich in Orth ist eine Fußgängerzone. Autos dürfen hier nicht mehr fahren und stehen. Als Park- und Ausweichfläche ist der bereits bestehende, kleine Wiesenparkplatz in der Seitenstraße hinterm Deich gedacht. – Allerdings sollte dieser etwa anderthalbmal so groß sein wie jetzt. Rund 300 Stellplätze soll es hier geben. Für PKW und Wohnmobile, als normale Parkplätze und 24h-Parkmöglichkeit. Außerdem sind hier öffentliche Toiletten sowie Dusch- und Waschmöglichkeiten für die Surfer und Kiter eingezeichnet.
Die Entlastung des Hafenbereichs würde Orth aufwerten

Durch die geplante Änderung der Park- und Verkehrsführung in Orth würde der Hafenbereich enorm aufgewertet. Die Gäste in den Restaurants und Cafés hätten einen freien Blick auf das Hafenbecken, würden nicht durch parkplatzsuchende Autos gestört und müssten in der Außengastronomie nicht direkt an der Fahrbahn sitzen.
Warum wurden die Planungen zum großen Parkplatz bisher nicht umgesetzt?
Die Gründe, warum die Planungen zur Erweiterung des Parkplatzes bisher nicht umgesetzt wurden, sind offenbar vielschichtig. Das Gebiet, auf welchem die Parkplätze entstehen sollen, ist in Privatbesitz. Hier wurde vor kurzem noch ein Pachtvertrag über 5 Jahre geschlossen, welcher die Bewirtschaftung der seit fast 20 Jahren bestehenden Parkfläche regelt. Die nicht erschlossenen Parkflächen werden zur Zeit durch Landwirtschaft genutzt. Es muss jetzt geklärt werden, wie die Parteien – Eigentümer, Pächter und Stadt – sich einigen können, um hier zum Wohle der Orther und der Gäste eine schnelle Lösung finden können.
Welche Möglichkeiten zur schnellen Umsetzung gibt es?

Orth – und die gesamte Insel – braucht ein schlüssiges Parkkonzept für die Außenbereiche Fehmarns. Dieses muss für die Stadt finanziell tragbar und attraktiv, aber auch für die Gäste sinnvoll sein.
Ralf Sippel hat sich mit der Situation in Orth bereits ausgiebig beschäftig. Er hat Informationen bei der Stadt, beim Kreis und anderen Behörden eingeholt, um sich ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Gemeinsam mit Doris Klemptner und Hans Peter Thomsen hat er am vergangenen Montag zu einem Pressetermin nach Orth eingeladen.
Verschiedene Lösungskonzepte denkbar
Die Arbeitsgemeinschaft der Wirtschaftstreibenden auf Fehmarn, welche bereits vor einiger Zeit Konzepte für die Zeiten nach Corona und für einen Ganzjahrestourismus erarbeitet haben, sind ebenfalls an dem Projekt interessiert. Unternehmensberaterin Doris Klemptner erklärt im Pressegespräch, dass sie sich hier sowohl eine städtische Lösung mit externem Betreiber als auch eine Investorenlösung mit Pächter vorstellen kann. „Wichtig ist hier eine nachhaltige, aber schnelle Lösung. Es geht nicht darum, der Stadt oder den Gästen „den Buhmann“ zuzuschieben. Wir müssen die Situation jetzt annehmen und Möglichkeiten schaffen. Wir können nicht unvorbereitet in den Sommer starten.“ sagte sie beim Ortstermin.
Was sagen die Unternehmer in Orth?

Die OH-PRESSE hat mit den Inhabern gesprochen, welche direkt im Hafen Läden und Cafés betreiben. Der Tenor in den Gesprächen ist deutlich: Wenn es eine Parkmöglichkeit für die Gäste außerhalb des Hafenbereichs gibt, soll dieser Autofrei werden. Dörte Rehbock vom Café am Hafen sagt: „Das ist ja auch für unsere Gäste schöner. Wenn sie mit Blick auf den Hafen und die Schiffe bei uns im Café sitzen können, ohne dass ständig Verkehr ist. Die Autos fahren ja teilweise nicht nur vorbei, sondern stehen dort mit laufendem Motor und warten darauf, dass eine Parklücke frei wird.“
Ein mögliches Konzept wäre auch die zeitlich begrenzte Fußgängerzone

Der Mitarbeiter eines Kite-Shops sieht in der Situation aber auch mögliche Einschränkungen. Zum einen befürwortet er den autofreien Hafenbereich. Auch ihn stören die vielen Autos, welche direkt vor dem Laden für Krach und Abgase sorgen. Auf der anderen Seite hat er auch seine Kunden im Blick, welche unter Umständen mit viel Ausrüstung aus dem Laden kommen. Er könnte sich eine zeitlich begrenzte Fußgängerzone vorstellen, zum Beispiel von 10:00 Uhr – 22:00 Uhr. So wäre morgens der Lieferverkehr und die Be- und Entladung möglich.